Was sind Mikrogreens?
Viele von uns kennen Sprossen und ziehen sie auch selbst in Gläsern oder Sprossenschalen zur Bereicherung ihres Speiseplans heran.
Viele von uns ziehen auch ihre Gemüsepflanzen und Kräuter für den Garten auf der Fensterbank oder im Gewächshaus vor. Nach dem Keimvorgang schält sich der Sproß aus dem Samen und es bilden sich die Keimblätter aus. Kurz ruht sich die junge Pflanze aus, beginnt mit der Wurzelbildung, um dann rasch weiterzutreiben. Das ist das Stadium der Mikrogreens: Keimblätter und vielleicht noch ein kleines Stück weiter zu ersten richtigen Blättern.
Sicher haben Sie auch schon mal Kresseschälchen gekauft. Auch das sind Mikrogreens.

Viel wertvoller als geerntetes und gelagertes Gemüse und voller Vitamine, Mineralstoffe und sog. sekundären Pflanzenstoffen, auch Polyphenole sind sie genau das, was unsere Organismen v.a. im Winter dringend brauchen.
Wie geht’s?
Josef Beuys hat mal gesagt, wenn man ein Bild malen möchte, kann es ein Fehler sein, sich Keilrahmen, Leinwand und Farben zu besorgen.
Was heißt das?
Sie können sich natürlich für viel Geld fertige Heimgärten besorgen und das ist dann der Weg für erfahren Gärtner oder für Menschen, die nicht so ein Geschick fürs Improvisieren haben.
Improvisieren wie?
Sie wollen mal ausprobieren, ob das was für Sie ist?
Dann fangen sie mit einem Schälchen, einem Vlies und etwas Kressesamen an. Wie, beschreibe ich weiter unten. Wenn es gelingt und Sie das lecker finden, süchtig nach mehr werden, dann werden Sie professioneller mit weiteren Sorten.

Was braucht man für die Anzucht von Mikrogreens?
- Ein helles Fensterbrett und/oder eine gute Tageslichtlampe
- Schälchen, in denen die Microgreens gezogen werden.
- Oder ein spezielles Gefäß, in dem die Samen auf einem Sieb in quasi Hydrokultur wachsen können
- Medium, auf dem die Microgreens wachsen können
- Sehr gutes biologisch hergestelltes Saatgut, kbA
- Werkzeug (kleine Schaufel, Pflanzholz, evtl. ein Sieb für die Erde)
- Schildchen zum Kennzeichnen, was wo wächst
- Ein Medium (Gieskanne, Sprühflasche o.ä.) zum Bewässern
- Für Warmkeimer eine Heizung (Ihre Zimmerheizung)
- Für Dunkelkeimer eine Abdeckung

Ort des Wachstums
Im Winter (Anfang November – Mitte Februar) wird ein helles Fensterbrett nicht reichen. Im Dezember ist es selbst mit Tageslichtlampe schwierig. Die Samen schlafen dann, aber nicht alle (siehe Beschreibung einzelner Arten). Ab Januar werden die Pflanzen in den Samenkörnern unruhig und warten auf den Gärtner als Wecker.
Dann stellen Sie die Schälchen einfach auf Ihr Fensterbrett oder einen Pflanztisch mit Tageslichtlampe.

Pflanzschälchen Pflanzgefäße. Das können
- aufgehobene Kresseschälchen sein, sehr dünn und fragil und gibt‘s kaum noch wg. Plastikvermeidung,
- Frischkäseschälchen (da muß man vorsichtig und sehr dosiert gießen zwischen zu trocken und zu naß) oder
- sehr flache Obstschälchen mit Löchern unten oder
- Porzellanschälchen
Achten Sie drauf, dass die Schälchen vor Gebrauch gut gereinigt sind. Es gibt die sog. Umfallkrankheit, deren Erreger an nicht ausreichend gereinigten Schälchen haften können. Sie führt dazu, dass die Keimlinge, kaum ausgetrieben direkt wieder umfallen, faulen. Am besten besprühen Sie die gereinigten Schälchen mit effektiven Mikroorganismen (EM), lassen sie 30 Min. so stehen und spülen dann noch mal nach. Über das Dominanzprinzip der effektiven Mikroorganismen haben Schaderreger keine Chance mehr. Nachspülen sollte man schon, da die EM auch die Dominanz über manche Sämereien gewinnen können. Ein bißchen auf der Oberfläche schadet aber nicht.
Pflanzmedium
Das Saatgut braucht ein Medium, in das es seine Wurzeln stecken kann. Anfangs befinden sich so viele Nährstoffe im Samenkorn, die sich durch das Keimen noch mal wundersam zu vermehren scheinen, dass Nährstoffe nicht gebraucht werden.
Abgeerntete Erde können Sie auf dem Kompost entsorgen oder dann durchgesiebt in einem großen Topf auf dem Balkon oder im Keller für die Bepflanzung oder fürs Umtopfen aufheben. Es gibt wohl auch Kokosfliese im Handel.
Ich habe am Anfang zusammengefaltete Küchenrolle genommen bis ich gelesen habe, wie belastet das Papier sein soll. Daraufhin habe ich umgestellt auf sehr gute Bioerde. Es reicht, den Boden der Pflanzgefäße ca. 0,5-1,0 cm hoch zu bedecken.
Zuerst hatte ich die Befürchtung, es würde schimmeln, aber bevor der sich entwickelt, ist das Schälchen abgeerntet. Bei mir hat es so gut, wie nie geschimmelt.
Abgeerntete Schälcheninhalte können Sie auf dem Kompost entsorgen, in den Küchenbokashi füllen oder dann durchgesiebt in einem großen Topf auf dem Balkon oder im Keller für die Bepflanzung im Frühjahr oder fürs Umtopfen aufheben.
Der Kompost sollte warm genug werden, um Saatgut, dass noch nicht gekeimt hat, keimunfähig zu machen. Wenn dann doch etwas aus den Töpfen aufkeimt, hat man dann eben Blumenwiese mit Kräutern, kann es auch wegzupfen und für den Küchenbokashi oder Kompost verwenden. Oder man packt diese Erde unten in die Töpfe.
Es gibt auch fertiges Pflanzflies zu kaufen, teils schon mit Saatgut versetzt.
Darüber hinaus gibt es Glasbehälter mit Siebaufsatz, in denen man wie in einer Hydrokultur auch Mikrogreens ziehen kann. Es ist kein Dünger dafür erforderlich. Allenfalls kann man, wenn die Pflänzchen Keimblätter gebildet haben, gut verdünnten Bokashisaft hinzugeben.

Sehr gut biologisch hergestelltes Saatgut kbA
Herkömmliches Saatgut ist meist vorgebeizt, um Schädlinge und Erreger, wie die Umfallkrankheit fernzuhalten. Leider ist die Saatgutbeize meist ziemlich giftig. Biologisch erzeugtes Saatgut, darf nicht mit solchen Beizen behandelt werden. Dann gibt’s noch spezielles Saatgut für Sprossen und Mikrogreens, dass einfach noch frischer sein muß als das für den Garten, weil ja eine Keimgarantie für möglichst jedes Saatkörnchen gewährt werden muß.
In diesem Winter habe ich das Saatgut vom Winter davor weiterverwandt. Das MHD war abgelaufen für die meisten Sorten. Ich wollte es aber nicht vernichten (Gärtner könne es zu Anzucht von Gemüsepflanzen oder als Gründünger weiterverwenden). Es haben dann nicht mehr alle Saatkörnchen gekeimt. Die Ausbeute war dennoch fast so reichlich, wie bei frischem Saatgut.
Licht Beleuchtung
Vielleicht haben Sie ja grad den Weihnachtsbaum abgeschmückt, den Adventsschmuck aus Wohnung und Haus aufgeräumt und da liegt noch eine Lichterkette. Schauen Sie einfach mal, wo in Ihrer Wohnung Sie einen Heimgarten einrichten könnten. Ideal wäre das auf einer Fensterbank oder vertikal seitlich am Fenster für tagsüber, wo es im Winter nicht genug Licht für die Microgeens gibt. Dann bringen Sie die Lichterkette dort an, wo das möglich ist und schalten diese für eine gewisse Zeit morgens und abends ein (auch mit Zeitschaltuhr).
Sie können sich aber auch eine Profibeleuchtung mit Tageslichtlampe besorgen, die dann meist so ein pinkfarbenes Licht aus Blau und Rot erzeugt. Diese sollte so angebracht werden, dass Sie und Ihre Haustiere dort nicht direkt hineinschauen, weil sie zu hell für Ihre Augen ist. Dann geht’s aber auch im Keller, sagen manche Gärtner. Ich verwende lieber eine Mischung aus beidem.

In der Zeit von Mitte November bis Anfang Januar ist es für nahezu alle Mikrogreens schwierig, ins Wachsen zu kommen. Ausnahmen erwähne ich in den Einzelbeschreibungen (folgt).
Aussaat
Füllen Sie etwas Erde in die Schälchen und streichen Sie sie mit einem Pflanzholz glatt.

Das Saatgut wird recht dicht (probieren Sie aus, wieviel Sie brauchen), eingesät und bewässert. Wenn Sie zu dicht säen, fault es leicht. Ab unter die Lichterkette, täglich die Feuchtigkeit prüfen und wässern, wenn notwendig und nach ein paar Tagen ernten, wenn sich die Keimblätter gut ausgebildet haben. Einige Saaten sind Lichtkeimer und da geht’s problemlos, andere sind zwar Dunkelkeimer, keimen aber doch auch bei Licht. Einige Wenige brauchen Sonderbehandlung und bei manchen geht es nicht, jedenfalls bei mir.
Um den Prozess zu beschleunigen, können Sie die Samen in Wasser einweichen oder sogar Beizen (zur biologischen Beize und Wachstumsbeschleunigung: in einem speziellen Blog). In der Regel ist das aber für Mikrogreens nicht erforderlich.
Der große Unterschied zur Anzucht-Aussaat fürs Gemüsebeet besteht darin, dass Sie wesentlich mehr Samen ausbringen, denn die Sprossen werden ja im Keimblattformat geerntet und brauchen daher wenig Platz für’s einzelne Pflänzchen.
Es empfiehlt sich, die Schälchen mit Schildern zu kennzeichnen, damit Sie später wissen, was Sie ernten und genießen.
Sparsam gießen
- mit einer Sprühflasche, einem Pflanzensprüher
- einer kleinen Gießkanne
- einem anderen geeigneten Gerät
damit die Erde nicht zu nass wird, die Samen und/oder Samen nicht faulen und nicht anfangen zu schimmeln.

Wenn Sie nicht so ein Gefühl fürs Gießen haben, dann versehen Sie die Behälter unten mit Löchern, damit das Gießwasser ablaufen kann und stellen die Schälchen in einen etwas größeren Untersetzer.
Dann das Schälchen oder Glas an den vorbestimmten Ort stellen, pflegen, kontrollieren, ab und zu gießen und warten.
Temperatur
Das meiste Saatgut keimt bei 12 – 20 Grad. Selten gibt es Kaltkeimer, die aber nicht als Mikrogreens gedeihen (z.B. Kerbel).
Manches Saatgut braucht Wärme zum Keimen. Dafür reicht Ihre normale Heizung. Man füllt und bewässert die Schälchen, wie oben beschrieben. Stellt sie auf die lauwarme Heizung. Da diese Pflanzen meist Dunkelkeimer sind, deckt man sie ab, auch damit sie nicht so leicht austrocknen. Deswegen empfehle ich Ihnen, sie häufiger zu kontrollieren, um nachzugießen. Einmal Trockenwerden halten sie meist aus. Sind sie aber angekeimt, gehen sie doch eher kaputt, wenn sie zu trocken geworden sind. Ist der Keim ca. 2 cm lang, kann man die Schälchen zu den anderen Mikrogreens stellen. Sie wachsen dann auch bei niedereren Temperaturen weiter.
Zeit, die man sich nehmen muß, um
- regelmäßig zu gießen,
- zu kontrollieren, ob alles regelrecht abläuft,
- Licht an- und auszumachen,
- Ernten,
- verbrauchte Schälchen reinigen,
- neue Schälchen ansetzen
Ernte
Mikrogreens können Sie ernten, wenn die Keimblätter voll entwickelt sind. Auch, wenn die zweiten Blätter austreiben, ist Erntezeit. Je nach Sorte dauert das unterschiedliche Zeiten. Wenn Sie mehr Erfahrung haben, wissen Sie die Zeiten bis zur Ernte und können so auch die Nachaussaat planen.
Mit einer scharfen sauberen Schere schneiden Sie nun die Blättchen ab und verteilen sie auf ihren Speisen oder rühren sie in z.B. Quark oder Soßen.
Guten Appetit

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